Leitner, J. (2023). Zentrum für mentale Gesundheit, Donauinsel Wien [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://doi.org/10.34726/hss.2023.86920
Laut Untersuchungen und Aussagen der WHO werden jährlich bei ca. einem Drittel der EU-Bürger mentale Erkrankungen oder Verhaltensstörungen diagnostiziert. Betrachtet man die Situation in Österreichs gibt es, den aktuellen Umständen entsprechend, inzwischen noch mehr Faktoren, die zur psychischen Überforderung, bis hin zum Burnout reichen. Hier gab es vor allem einen Anstieg im Jahr 2020, durch die rapide Alltagsumstellungen aufgrund der Pandemie, wie das Koordinieren von Privatleben und Familie mit Homeoffice sowie dem damit verbundenen Umstieg auf sämtliche Onlinetools, usw. Erschreckend ist, dass sich, repräsentativen Statistiken zufolge, beinahe die Hälfte der österreichischen Bevölkerung mindestens in einem frühen „Problemstadium“ von Burnout befindet. Aufgrund dieser Tatsachen und der stetig steigenden Tendenz kann man davon ausgehen, dass innerhalb der nächsten zwei Jahrzehnten Depressionen die zweithäufigste Diagnose im weltweiten Vergleich sein werden. Ob es sich hier um ein tatsächlich steigendes Aufkommen von betroffenen Patienten mit psychischen Erkrankungen handelt oder ob diese Steigerung mit der bereits zunehmenden Offenheit der Bevölkerung gegenüber mentalen Erkrankungen sowie der ständigen Weiterentwicklung im medizinischen Bereich und spezialisierten Therapiemethoden zurückzuführen ist, dessen stehen umstrittene Studien gegenüber. Fest steht jedoch, dass es einen steigenden Bedarf für die Versorgung von mentalen Erkrankungen geben wird und man künftig mit einem dementsprechenden Angebot an gezielten Versorgungsmöglichkeiten reagieren muss. Die Assoziierung einer Psychiatrie mit Begriffen wie Furcht, Gewalttätigkeit oder ewiger Krankheit/Unheilbarkeit sind bis heute noch teilweise vorhanden und stellen durch diese Stigmatisierung eine große Problematik dar - einerseits hinsichtlich der Bereitwilligkeit betroffener Personen, in Behandlung zu gehen und andererseits für die Einrichtungen selbst, auf deren spezielle Bedürfnisse einzugehen. Dies wirkt sich, bei Zustandekommen einer Therapie, in weiterer Folge negativ auf dessen Erfolg und Heilungsprozess aus. Diesbezüglich wird die Notwendigkeit innovativer Konzeptionen für die Pflege und Hilfe von Menschen mit mentalen Erkrankungen noch deutlicher. Architektur soll und kann ein Mittel sein, dieser Stigmatisierung einen Schritt entgegenzuwirken und versuchen, diese negativen Verknüpfungen und Vorurteile zu lösen. Der Grat zwischen neuen Entwicklungen im medizinischen Bereich sowie Therapiemöglichkeiten und den allgemeingültigen Standards von Krankenhausbauten resultiert in einer immensen Herausforderung für den Planungsprozess. Zeitgemäße psychiatrische Einrichtungen erfordern ein Umdenken sowie eine Varianz an planerischen Konzepten, welche von herkömmlich, allgemein-klinischen abweichen, um den heute benötigten Anforderungen gerecht zu werden. Das übergeordnete Forschungsziel liegt darin, einen offeneren und bewussteren Umgang hinsichtlich mentaler Gesundheit innerhalb der Gesellschaft zu generieren sowie Lösungsvorschläge für eine zeitgemäße Architektur zu konzipieren, welche einer gezielten Entstigmatisierung beitragen.
de
Every year about a third of EU citizens are diagnosed with mental illness or behavioral disorders, according to studies and statements by the WHO. If one looks at the situation in Austria, there are, in accordance with the current circumstances, even more factors that can lead to psychological overload and even burn-out. In particular, the COVID-19 pandemic led to a sharp increase in terms of mental illnesses, which can be attributed to the coordination of private and family life with the home office and the associated switch to all online tools. It is particularly alarming that, according to representative statistics, almost half of the Austrian population is at least in an early „problematic stage“ of burn-out. Based on these facts and the everincreasing trend, depression is expected to be the second most common diagnosis worldwide in the next two decades. Whether this is a real increase in the number of affected patients with mental illnesses or whether this increase is due to the already increasing openness of the population to mental illnesses and the constant further development of the medical field and specialized therapy methods is controversially discussed in studies. It is certain that the demand for mental health care will increase in the future, which means that a corresponding offer of care options, such as through psychiatric hospitals, must be created, in the next few years. However, the association of psychiatry with terms such as fear, violence or perpetual illness/ infectibility is still partly present today. On the one hand, this stigmatization represents a major problem in terms of the willingness of the affected persons to seek treatment and on the other hand, for the institutions themselves to respond to their special needs. In this respect, the need for innovative concepts for the care and assistance of people with mental illnesses becomes even clearer. Thereby, architecture should and can be a means to counteract this stigmatization and try to break these negative links and prejudices. Moreover, the boundary between new developments in the medical field and therapeutic possilbilities and the generally accepted standards of hospital buildings results in an immense challenge for the planning process. Modern psychiatric facilties require a rethinking as well as a variance of planning concepts, which deviate from conventional, general-clinical ones, in order to meet the requirements needed today. The overall research objective is to generate a more open and conscious approach to mental health within society and to devise solutions for contemporary architecture that contribute to targeted de-stigmatization.
en
Additional information:
Abweichender Titel nach Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers