Vor dem Hintergrund steigenden Flächenverbrauchs bei gleichzeitiger Begrenztheit der Ressource Boden behandelt die vorliegende Arbeit die Frage nach dem Umgang mit gegensätzlichen Nutzungsinteressen in Österreich. Dabei liegt der Fokus auf sogenannten "öffentlichen Interessen", die nach diversen nationalen wie internationalen Rechtsmaterien als rechtfertigender Grund für Eingriffe in natürlich wertvolle und bisher unbeschadete Gebiete vorgebracht werden können. Dabei sind die zentralen Fragen wie derartige "öffentliche Interessen" definiert werden können, welche Möglichkeiten ihrer Bewertung bestehen und wie in der österreichischen Praxis bei deren Abwägung im Zuge der Planung von Infrastrukturprojekten vorgegangen wird. Ausgehend von einer Übersicht raumplanerisch relevanter EU-Richtlinien sowie österreichischer Gesetze auf Bundes- und Länderebene wird im Rahmen dieser Arbeit zunächst aufgezeigt, dass der Begriff "öffentliche Interessen" in einer Vielzahl von Bedeutungen genutzt wird, deren Abgrenzung schwierig ist. Darüber hinaus variieren die berücksichtigten Interessen sowie ihr Einfluss und ihre individuelle Gewichtung je nach Gesetz. In einem weiteren Schritt werden vorhandene Methoden der ökonomischen Projektbewertung aufgezeigt und im Bezug auf ihre unterschiedlichen Ansätze hinsichtlich der Vorgehensweise, der bewerteten Faktoren und der Möglichkeit zur Betrachtung öffentlicher Interessen betrachtet. Potentiale für die Bewertung öffentlicher Interessen im Zuge von Interessenabwägungen werden vor allem bei den Methoden zur monetären Bewertung von Umweltgütern gesehen, welche eine Gegenüberstellung mit Marktgütern erlauben. Darüber hinaus ließe sich speziell bei Abwägungsentscheidungen die Transparenz der Entscheidungsfindung durch die Nutzung multikriterieller Methoden erhöhen, sofern die subjektiven Kriterien der Gewichtung und Entscheidungsfindung klar kommuniziert werden. Die so gewonnenen theoretischen Erkenntnisse werden anschließend anhand zweier Fallbeispiele auf ihre Anwendung in der Praxis geprüft. Untersucht werden zwei Golfplatzprojekte in Anif bei Salzburg sowie in Lech in Vorarlberg, bei denen es jeweils zu Interessenabwägungen zwischen Naturschutz und anderen öffentlichen Interessen wie Raumplanung, Regionalwirtschaft und Tourismus gekommen ist. Die zuvor betrachteten Methoden der ökonomischen Projektbewertung kamen bei der Entscheidungsfindung dabei jedoch nur teilweise zum Einsatz und die verwendeten Methoden beschränkten sich zumeist auf eine verbale Beschreibung der durch das Projekt beeinflussten Interessen. Dieser Umstand wird auch in ExpertInneninterviews kritisch angemerkt, die mit beteiligten UmweltanwältInnen sowie Sachverständigen zu den Projekten geführt wurden. Folglich fehlt es in der Bewertung von unterschiedlichen Interessen an genaueren Eingrenzungen bezüglich der Definition öffentlicher Interessen sowie an Vorgaben zu ihrer Bewertung, was durch Anwendung der betrachteten Methoden der ökonomischen Bewertung eventuell ermöglicht werden könnte.
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The present diploma thesis evaluates the question of conflicting land use interests in Austria in light of increasing land consumption and limited amounts of land as a natural resource. Hereby, the focus is especially laid on so-called public interests, which according to various international and national legal matters can serve as justifications for interventions into natural landscapes. The main questions of this thesis thus are: how is public interest defined, what are known possibilities to measure and evaluate these interests and what is the Austrian practice of weighting interests in the context of infrastructure projects? Starting with an overview of EU-directives and Austrian laws relevant for spatial planning, this thesis shows that the term public interest occurs in a variety of meanings whose differentiation is difficult. Furthermore, depending on the respective law the diverse interests are considered and weighted differently. In an additional step, existing methods of economic project evaluation are presented and discussed. Hereby, emphasis is placed on how to characterize the different approaches in terms of their evaluation procedure, the factors rated and the possibility to consider public interest. Methods that monetarily weigh environmental goods to allow a comparison with goods having a market value seem to be most suitable for comparison and weighting of different interests. Especially in the case of weighting decisions the decision-making process could be made more transparent through the use of multi-criteria-methods and a clear communication of the subjective criteria for weighing. Lastly, the theoretical knowledge gained is assessed for its practical application in two case studies: one located in Anif near Salzburg and one in Lech in Vorarlberg. In both cases the interest of natural conservation had to be weighed against other public interests such as land use planning, regional economy and tourism. However, the previously considered methods of economic evaluation were only partially used here. Instead, the methods employed were limited mostly to a verbal description of the project-affected interests. This circumstance is criticized in expert interviews that were conducted with participating environmental lawyers and experts on the projects. Accordingly, the present valuation of different interests is lacking precise limitations regarding the definition of public interest as well as guidelines for their assessment. The transparency of weighting decisions concerning public interest thus needs to be increased which might be achieved by the use of methods of economic evaluation.
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Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers Zsfassung in engl. Sprache