Dürmoser, M. (2009). LEO : Zufluchtsort einer Wohlstandsgesellschaft [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-29388
Das LEO, als Zufluchtsort einer Wohlstandsgesellschaft ist ein Ort für Flüchtlinge, der sein Augenmerk, wider Erwarten, auf die westliche Welt richtet. Nicht die Flucht aus Sorge um elementare Bedürfnisse, sondern die ständige Flucht nach Vorne, nach neuen Zielen, steht im Vordergrund. Sowie der damit einhergehende Wunsch nach Abstand von Realität und Alltag. Das Verlangen danach, der Hektik des Alltags zu entkommen und sich einen Moment zu gönnen, um daraus neue Kraft zu schöpfen, beruht auf dem Prinzip vom Gegenspiel. Ein Wechselspiel von Kräften; Druck und Zug oder Anspannung und Entspannung erzeugt Gleichgewicht. Das LEO platziert sich im Zentrum der Stadt, nahe am Geschehen, als möglicher Zufluchtsort im öffentlichen Raum. Es ist ein, im Gleichgewicht balancierendes, Wegesystem aus Holz, welches durch das Zufluchtsverhalten der Menschen einen "doppelten Boden" bildet. Durch die Anwesenheit von Nutzern verändert sich das Raumvolumen und das LEO tritt stärker in Erscheinung. Dadurch wird der Umstand eines momentan vorliegenden Ungleichgewichts sichtbar und diese neue Präsenz kann wiederum einladend wirken.<br />Das LEO ist Weg und flexibler Raum, der sich den Bedürfnissen der Menschen nach Flucht und Zuflucht anpasst und diese sichtbar macht. Die Idee basiert auf Kinetik, diese ist die Bewegung der Körper unter dem Einfluss von Kräften. In seiner Ausgangsposition ist das LEO ein statisch unbestimmtes System, es ruht durch das Prinzip des Gleichgewichtes aufeinander. Der Einfluss von zusätzlichen Kräften, die asymmetrisch auftreten, durch die Belastung mittels Körpergewicht führt zur Bewegung der Baukörper. Aus dieser Bewegung entwickelt sich, binnen kurzer Zeit, Raum. Demzufolge der Mensch sich einen Zufluchtsort schaffen kann, solange die Balance der Kräfte durch ihn gestört ist. Das LEO reagiert stets auf Kräfte und versucht sein Gleichgewicht wieder herzustellen. Eine einzelne Person kann daher nicht langfristig über ein Element verfügen und muss sich an die, sich verändernden, Umstände anpassen.<br />Ein Zusammenspiel von LEO- Elementen kreiert Zufluchts- und Fluchträume.<br />Verschiedene Rahmenbedingungen, wie der Abstand zum Untergrund und die Distanz zur Umgebung, sollen eine Palette an Orten ermöglichen, die individuellen Empfindungen und Vorlieben, durch Varietät, entgegenkommt.<br />So kann im LEO Zuflucht im Rückzug, im Aufbruch oder im Zusammen mit Anderen stattfinden. Das Empfinden der Menschen ist subjektiv, so kann der Zufluchtsort des Einen, der Angstraum des Anderen sein. Die Zonen ermöglichen unterschiedliche Flucht- und Zufluchtsarten, wodurch auch der Raum darunter sich verändert.<br />Das LEO hat seinen Standort dort wo es einer Flucht vor Reizen bedarf.<br />Jede Stadt, jeder Ort, könnte ein oder sogar mehrere haben, welche durch die Nutzer zu ortspezifischer Architektur werden. Am Beispiel von Wien, sind die Innenstadt und vor allem Einkaufsstraßen, die Reizzonen der Stadt. Unzählige Eindrücke und Reize aktivieren beim Entlanggehen dieser Straßen die Sinne. Zur Steigerung der Lebensqualität, wird das LEO unmittelbar in die Reizzone eingebettet. Der direkte Weg führt möglichst schnell von einem Punkt zum Anderen, beim Mußegang hingegen spielt Zeit keine vorrangige Rolle, er ist mitunter ein bewusster Umweg, welcher den Weg an sich als Ziel hat.<br />"LEO!"
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The idea is to offer the affluent society a place of refuge, when time is money, shopping is kind of a religion and churches are out of fashion. The place of refuge is public and offers space if needed, it is a place of relief, a place in between, to have a break from irritation and stimulation. Like an oasis it is located directly on the streets of a rushy city. People can just go there without the idea of consuming something or getting entertainment. It is easy to get there but it is not obtrusive and while it is a shelter it is also a barometer of balance. The idea is to create a flexible structure which is offering different spaces, if needed. The lack of needs, anger and preasure lead people to compensation. As the motivation for escapes are very different also the perception is individual. A place which is a place of refuge for one person, can be a place of fear for another person. This project tries to react to emotion and needs with architecture. The project can be on a lot of different places, mainly in cities of the developed nation. A pedestrian precinct is a good site for the project, because a lot of people walk by. The site has to be choosen by needs. On the example of Vienna, the area with the most attraction und irritation is the inner city, the first district. On the Kärntnerstraße is a lot of tourism and shopping, so there needs to be a sensible intervention, to give the opportunity to escape from the stimulation directly in that area.
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Additional information:
Abweichender Titel laut Übersetzung der Verfasserin/des Verfassers