Drexler, J. (2005). Überblick über den österreichischen Immobilien-Kapitalanlagemarkt [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-33787
Demographische und wirtschaftliche Entwicklungen verschlechtern fortlaufend das Zahlenverhältnis von Beitragszahlungen und Rentenempfängern, wodurch sich für den sogenannten "Generationenvertrag" ein Finanzierungsproblem ergibt. Um die daraus entstehenden Ausfälle für die Altersversorgung weiter Bevölkerungsteile auszugleichen, ist bereits heute die private Vorsorge der einzelnen Bürger, die 3. Säule, unerlässlich. Hier erhält über das Anbot an Finanz- und Anlageprodukten seitens Banken, Versicherungen und Investmentgesellschaften die Immobilie einen immer größer werdenden Stellenwert. Das niedrige Zinsniveau und der vorangegangene Zusammenbruch des Aktienmarktes, speziell aber das Platzen der New Economy-Blase, hat die Immobilie auf den Investitionslisten der Geldanleger ganz nach oben geschoben. Die Vielfalt der Möglichkeiten der Immobilienanlage ist, wie diese Arbeit versucht hat aufzuzeigen, relativ groß und weit gestreut. Die Immobilie als Anlageform erfreut sich immer noch und immer wieder größter Beliebtheit und entgegen einiger pessimistischer Zwischenrufe lehnen die meisten Experten die Aussagen über einen überhitzten Markt am Rande eines Zusammenbruches ab. Die Immobilie als Anlageform bietet nach wie vor unglaubliche Chancen, sei es im spekulativen wie im Vorsorgebereich. Relativ einig sind sich die Experten, dass der Boom noch einige Jahre anhalten wird, bevor es zur nächsten Immobilienrezession, dem natürlichen Bergab nach einem jahrelang anhaltenden Aufwärtstrend, kommen wird. Diese Marktbereinigung wird spätestens mit dem Ansteigen der nun schon seit Jahren niedrigen Zinsen erwartet. Weiters kann seitens der Entwickler wie auch der Investoren eine zunehmende "Flucht nach vorn" in Richtung Osten, über die direkten Nachbarstaaten zu den zukünftigen EU-Mitgliedern bis zu den dann angrenzenden EU-Nachbarn beobachtet werden. Dort kann man heute noch doppelt so hohe Mieten und Renditen erwirtschaften. Langfristig werden sich allerdings auch diese Märkte immer mehr dem zentraleuropäischen Immobilienmarkt anpassen (was natürlich wiederum Anlass für Spekulanten ist, großräumig zu investieren und diese Anpassung abzuwarten, um anschließend die Renditedifferenz zu lukrieren). Volkswirtschaftlich ist der Immobilienmarkt einigen Abhängigkeiten ausgeliefert: je größer das Wirtschaftswachstum, desto positiver die Einstellung der Unternehmer. Es wird expandiert bzw. werden Unternehmen gegründet, was wiederum den Bedarf für Büroflächen und Angestellte schafft. Die verdienenden Mitarbeiter können sich bessere Wohnungen leisten und investieren ihr Erspartes in Wohnraum. Leider Gottes hinkt der Immobilienmarkt, ob seiner langen Realisierungsphasen (von der Projektentstehung über die Prüfung und Planung zum Bau und zur Fertigstellung), diesen Beschaffen- bzw. Begebenheiten immer hinten nach. So werden immer noch Flächen geliefert, wenn ein Markt schon längst gesättigt ist, was zu entsprechenden Leerständen und missglückten Projekten führt. Auch am heimischen Immobilienmarkt, wie bei jedem anderen "freien" Immobilienmarkt, hat man immer schon konjunkturelle Zyklen beobachten können. So lässt ein momentanes Überangebot an Büroflächen durch die Büroturmfertigstellungen auf der Donauplatte den Investor zögern, ein weiteres Großprojekt in Wien in die Wege zu leiten. Andererseits ist der Run auf Eigentumswohnungen derzeit ungebrochen und verspricht demjenigen, der den Markt diesbezüglich befriedigt, fette Gewinne. Andere den Markt beeinflussende Faktoren neben Miet- und Kaufpreishöhen sind die Kosten des Produktionsfaktors Geld, also die Höhe der Zinsen, die rechtlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen eines Standortes, die zu Verfügung gestellte bzw. vorhandene Infrastruktur sowie, selbstredend, die Nachfrage. Die verschiedensten Motivationen bewegen Private wie Unternehmer dazu, ihr Geld am Immobilienmarkt anzulegen. Abgesehen vom derzeitigen Boom auf diese Anlage hat der gute alte Ziegel (mittlerweile durch Stahl und Beton ersetzt) in seiner Attraktivität, speziell was den Faktor Sicherheit betrifft, nicht nachgelassen. Mehr oder minder kontinuierliche Wertsteigerungen über die letzten Jahrzehnte bestätigen diese Charaktereigenschaft. Sofern eine Immobilie gepflegt und instand gehalten wird, verliert sie kaum oder nur in den wenigsten Fällen (durch infrastrukturelle Änderungen wie eine Autobahn oder die Ausnahme der Nachkriegsplattenbauten) an Wert. Diese Arbeit erhebt nicht den Anspruch auf eine vollständige Auflistung und Darstellung aller denkbaren Varianten und Investitionsmöglichkeiten, sondern versucht einen einfachen Überblick über den österreichischen Markt mittels aktueller Daten aus verschiedensten Quellen - meist von den jeweiligen Marktteilnehmern selbst veröffentlicht - wiederzugeben. Es wurde bewusst keine Wertung der einzelnen Investitionsformen bzw. -möglichkeiten vorgenommen, da diese von zu vielen Faktoren und Parametern abhängt.