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Die Diplomarbeit handelt über die weltweit einzigartige Architektur auf Nias. Grundlage dieser Arbeit ist eine 2-monatige Forschungstätigkeit vor Ort, die ich im Sommer 2012 zusammen mit Kollegen des Projektes ASSIP (Architecture, Space, and Society in Post-Disaster Built Enviroments in Indonesia) durchgeführt habe. Nias ist eine Insel westlich von Sumatra, hat eine Größe von ca. 5600 km² und bietet ca. 750000 Bewohnern Unterkunft. Die im Indischen Ozean liegende Insel ist Teil der Republik Indonesien. Die weltweit einmalige Architektur ist in den Teilen der Insel (Nord-, Zentral- und Süd-Nias) verwandt, aber unterschiedlich. Meine Arbeit befasst sich mit der Region Süd-Nias, genauer gesagt mit den Ortschaften Hiliamaetaniha und Sondregeasi, die westlich von Teluk Dalam in der Bucht von Lagundri liegen. Unterscheiden kann man in traditionelle Ortschaften wie zum Beispiel Hiliamaetaniha und moderne Ortschaften wie Sondregeasi. Anhand dieser Beispiele werden die Entstehung, der Aufbau, die Entwicklung und Verwandtschaften und Unterschiede der Ortschaften hinterfragt und erläutert. Hiliamaetaniha liegt wie die meisten traditionellen Ortschaften auf einem Hügel. Der Zugang zu der Ortschaft ist ein schmaler, steiler Fußweg, der in eine Treppenanlage endet, welche den direkten Zugang zur Ortschaft darstellt. Die traditionelle Ortschaft besteht aus einem breiten gepflasterten öffentlichen Hauptweg, der von aneinander gebauten Häusern begrenzt ist. Das mittig liegende Freigelände besteht aus einem zentralen, öffentlichen Fußweg, dem Iri Newali; einem gepflasterten Vorgarten, den Halaman; einer im Fussboden eingelassenen Regenrinne, der Elea; einem überdachten, durchgehenden und erhöhten Fußweg, dem Mbelembele und den flankierenden Häusern. All diese Bereiche haben eigene Funktionen, stehen in Abhängigkeit zueinander und stehen in enger Verbindung mit den Leben der Bewohnern. Alle diese Aspekte werden in der Diplomarbeit durchleuchtet und erläutert. Sondregeasi ist eine in den letzten Jahrzehnten entstandene Ortschaft und liegt im Gegenteil zu Hiliamaetaniha an der Küstenstraße im Tal. Die neue Ortschaft ist vom Aufbau her der traditionellen Ortschaft verwandt, unterscheidet sich aber durch die unterschiedliche Lage, die neuen modernen Anforderungen und durch die geänderte Lebensweise der Bewohner. All diese Entwicklungen und Änderungen werden erläutert. Weiter hinein gezoomt ist das Haus die nächste interessante Einheit. In den bisherigen Publikationen wurde grundsätzlich nur auf die weltweit einzigartigen traditionellen Häuser, die Omo Hada, eingegangen. Da aber die traditionellen Standardhäuser in ihrer jahrhundertelangen Geschichte sich weiter entwickelten und es auch andere traditionelle Bautypen auf Nias gibt, mit denen sich Forscher meines Wissens noch nicht detailliert befasst habe, war ein sehr breitgefächertes Forschungsfeld vorhanden. Die traditionelle Standardhäuser sind Stelzenhäuser aus Holz, die in geschlossener Bauweise aneinander gebaut wurden. Das Haus kann in drei Ebenen eingeteilt werden; die Unterkonstruktion, bestehend aus vertikalen und schrägen Holzpfählen; die Wohnebene, bestehend aus zwei Haupträumen, dem Tawolo und dem Feröma; sowie dem hohen offenen Dachbereich. All diese Ebenen zusammen ergeben eine einzigartige Architektur, die eng mit der Struktur der Ortschaft und der traditionellen Lebensweise der Bewohner verbunden ist. Das traditionelle Standardhaus wurde schon in der Kolonialzeit nach hinten erweitert. Diese Erweiterungen wurden bis zur heutigen Zeit ausgebaut und vergrößert und den gegebenen Anforderungen der Bewohner angepasst. In den letzten Jahren wurde zusätzlich auch die Unterkonstruktion des Hauses ausgebaut. Durch diese Ausbauarbeiten entwickelten sich neue zusätzliche Bereiche mit neuen Funktionen, die den täglichen Lebensablauf im traditionellen Standardhaus änderten. All diese Änderungen und Entwicklungen werden erläutert. Neben diesem traditionellen Bautyp entwickelte sich ein weiterer verwandten Bautyp, das traditionelle Haus auf kurzen Pfählen gebaut. Dieser Typ ist der traditionelle Standardhaus sehr ähnlich, nur stark vereinfacht. Natürlich hat auch hier eine Weiterentwicklung stattgefunden. Die Unterschiede und Entwicklungen werden im Detail durchleuchtet. Eine sehr seltene traditionelle Sonderform ist eine Vermischung der erwähnten traditionellen Bautypen. Dieser Bautyp ist in Hiliamaetaniha ebenfalls auffindbar und wird dementsprechend erarbeitet. Durch die Erweiterung der Ortschaft und die neuen verfügbaren Baumaterialien entstand in den letzten Jahrzehnten ein komplett neuer Bautyp, das moderne Haus. Das moderne Haus ist in den Erweiterungen der traditionellen Ortschaft Hiliamaetaniha auffindbar und die neu entstandene Ortschaft Sondregeasi besteht zur Gänze aus modernen Häusern. Das moderne Haus ist ein meist einstöckiges, ebenerdiges Einfamilienhaus, das in den meisten Fällen aus Beton und Ziegeln gebaut ist. Obwohl das moderne Haus komplett anders als die traditionellen Häuser aussieht, haben sie viele verwandte Aspekte. Trotz der kurzen Geschichte des modernen Hauses hat sich die Raumaufteilung schon stark verändert und befindet sich immer noch in einer fortführenden Entwicklung. Die Verwandtschaft zum traditionellen Haus, die Entwicklungen des Grundrisses und die Raumfunktionen wurden analysiert und ausgearbeitet. Im Anhang sind die selbst erstellten Lagepläne, Fassadenabwicklungen und die Pläne der vermessenen Häuser angeführt.
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