Rutzmoser, M. (2010). Wiederaufbau nach der Tsunamikatastrophe 2004 in Sri Lanka - ein Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung? [Diploma Thesis, Technische Universität Wien]. reposiTUm. https://resolver.obvsg.at/urn:nbn:at:at-ubtuw:1-43576
reconstruction; sustainability; sustainable development
en
Abstract:
Der Wiederaufbau nach Katastrophen stellt einen Bereich der humanitären Hilfe dar, der vor allem für arme, entwicklungsschwache Gebiete dieser Welt das Potential birgt, mit den notwendigen Rekonstruktionsarbeiten auch einen nachhaltigen Entwicklungsbeitrag für die betroffenen Gebiete und Menschen zu leisten. Im Bereich des Wohnhauswiederaufbaus, der bei großen Katastrophen oft durch die Arbeit internationaler Hilfskräfte bewerkstelligt wird, fällt insbesondere die Aufwertung von Siedlungs- und Behausungsstrukturen zur Reduktion materieller Armut (building back better) in das Aufgabenspektrum.<br />Diese Arbeit beschäftigt sich mit drei Housingprojekten, die von österreichischen zivilgesellschaftlichen Organisationen als Reaktion auf die gewaltige Tsunamikatastrophe vom 26.12.2004 in Sri Lanka umgesetzt wurden und sich hinsichtlich ihrer Konzeption und Selbstverständnisses deutlich unterscheiden:<br />- das Housing-Projekt des Österreichischen Arbeiter- Samariterbundes (ASBÖ), einer österreichischen Nichtregierungsorganisation (NRO), die in der internationalen humanitären Hilfe tätig ist, - das Housing-Projekt von Kurier Aid Austria (KAA), eine private Kooperation zwischen der österreichischen Zeitung Kurier, weiteren Unternehmen und dem Roten Kreuz Österreich und - das Housing-Projekt des Vereins "Give Hope", eine Privatinitiative eines österreichischen Filmemacher-Ehepaars in Zusammenarbeit mit der Caritas Österreich.<br />Diese Projekte werden hinsichtlich der Frage analysiert, inwieweit Impulse für eine nachhaltige räumliche wie soziale Entwicklung der Betroffenen gesetzt wurden und vier Jahre nach der Katastrophe sichtbar sind.<br />Der ASBÖ setzt ein Projektkonzept nach der Leitidee um, mit den verfügbaren Mitteln möglichst viele Betroffene zu erreichen, indem der Wiederaufbau auf Privatgrundstücken der Geschädigten mithilfe eines Minimalstandardhauses realisiert wurde. KAA und Give Hope dagegen implementieren in der Umsetzung wie auch in der architektonischen Ausführung deutlich aufwändigere Tsunamisiedlungen unterschiedlicher Größe auf dafür überwiegend vom Projektträger erworbenen unbebauten Baugründen.<br />Insgesamt machen die Analyse und der Projektvergleich deutlich, dass sowohl die eine als auch die andere Variante positive Entwicklungsimpulse setzen können.<br />Als wesentlichen Erfolgfaktor für das Gelingen von Wohnhauswiederaufbau zeigt die Projektanalyse sehr deutlich die gerechte und sozial sensible Auswahl der Begünstigten. Wenn diese nicht bedürfnisorientiert vollzogen wurde, zeigen sich auch mittelfristig noch deutliche Mängel in der Nachbarschaftsbildung sowie in der Nutzung der bereitgestellten Häuser. Die Akzeptanz eines neuen Wohnstandortes und das soziale Gelingen wird außerdem mit der Umsiedlung sich vertrauter Nachbarschaften deutlich begünstigt, wie der Projektvergleich zeigt.<br />Darüber hinaus ist auch der Wiederaufbaustandort für erfolgreiche Umsiedlungen entscheidend. Die Akzeptanz eines neuen Wohnstandortes hängt hierbei deutlich mit Erwerbsmöglichkeiten und einer Ähnlichkeit im sozialen Status des neuen nachbarschaftlichen Umfelds zusammen.<br />Projektteile, in denen diese Aspekte nicht beachtet wurden, weisen deutlich mehr Schwierigkeiten im Projektverlauf wie auch in der mittelfristigen Entwicklung auf. Tendenziell ist der Wiederaufbau sozial umso erfolgreicher, je näher er am Ursprungswohnort der Betroffenen situiert ist. Das soziale Gelingen neuer Siedlungen hängt weniger von deren Größe, als von der sozialen Komposition der Nachbarschaft ab.<br />In Sri Lanka konnten die drei Projekte auf unterschiedliche Weise einen Beitrag zur Verbesserung vor allem der wirtschaftlichen Lage und Wohnungssituation vieler Haushalte leisten. Auch nachhaltige Siedlungsentwicklung wird von allen drei Projekten grundsätzlich unterstützt.<br />
de
Reconstruction after disasters is a part embedded in the system of humanitarian aid.<br />The required reconstruction is an opportunity for a sustainable contribution to the development of the affected areas and victims, especially for poor and low developed countries. The reconstruction of housing is often implemented by the commitment of international relief organizations. Their assignment includes the improvement of the urban framework and housing situation in order to reduce substantial poverty.<br />The scope of this thesis is the investigation of three housing projects which were implemented by austrian non government organizations (NGO) in response to the devastating tsunami disaster of December 26, 2004 in Sri Lanka. These three project differ clearly in terms of conception and self image :<br />- the housing project of the "Österreichischer Arbeiter- Samariterbund" (ASBÖ), an austrian NGO which works with international humanitarian aid, - the housing project of "Kurier Aid Austria" (KAA), a private cooperation between the austrian newspaper "Kurier", other companies and the Red Cross Austria and - the housing project of the club "Give Hope", a private incentive of an austrian film producer in cooperation with the "Caritas Austria".<br />These projects will be analyzed with regard to the question, in what extent momentum for a sustainable areal and social development was gained and what effects are visible four years after the disaster.<br />The ASBÖ realized the concept following the idea to help as many people as possible with the given resources by building minimum standard homes on the victim's private properties. KAA and Give Hope in contrary implemented more elaborated estates in terms of process and architectural realization. They were realized in differing sizes on mainly waste ground purchased by the project executing organization.<br />In total the analysis and the comparison show that both implementations can show positive momentum for development.<br />The main factor of success for housing reconstruction shown by the analysis is the fair and social sensitive selection of the beneficiaries.<br />Executed in a not requirement based way, distinct insufficiencies in neighborhood culture and utilization of the provided properties emerge even in the medium term. The acceptance of a new place of residence and the social success benefits from the relocation of acquainted neighborhoods as the project's comparison shows. Furthermore the new place of residence is a crucial point for successful resettlement. The acceptance of a new residence depends obviously on the possibility to earn a living and the similarity of the social status in the new neighborhood. Parts of the projects not considering these issues had crucially more difficulties in execution and mid term development. By tendency the reconstruction is socially the more successful the closer it happens at the initial residence.<br />The social prosperity is fewer a matter of the size than rather a matter of the social composition of the neighborhood.<br />All three projects were able to contribute improvements especially to the economical and residential situation of many households in Sri Lanka.<br />The sustainable development of the estates is generally supported by all three projects.